Das MAGD – Modell
Vorschläge zur Vereinheitlichung der Kennzahlermittlung in Krankenhauslabors
Immer häufiger werden von Laborleitern oder Controllingabteilungen, sowie extern von Laborberatungsfirmen oder Instituten Kennzahlen für Krankenhauslabors ermittelt.
Im Rahmen des Laborvergleichs (Benchmark) werden dabei unter Umständen falsche Rückschlüsse gezogen, die wiederum zu falschen Entscheidungen in der Laborentwicklung führen können.
Dabei gibt es bisher keinen einheitlichen Katalog zur Datenauswahl und Datenermittlung.
Dementsprechend oft, werden hier nicht nur „Äpfel und Birnen“, sondern ganze Obstkörbe miteinander verglichen.
Auch der Hinweis, dass Kennzahlen nur eine erste Näherung darstellen, wird oft übersehen und führt zu voreiligen Reaktionen.
Deshalb sollte eine Diskussion über Begriffe, die Datenauswahl, und deren Ermittlung geführt werden.
Um die Interpretation der Daten und Kennzahlen neben Controllern auch dem medizinischem Personal zu ermöglichen, sollte auf die Anschaulichkeit besonderer Wert gelegt werden.
Grundkonsens :
Es werden alle Leistungen, Kosten und Erlöse erfasst, die für Untersuchungen nach GoÄ 96 Ziffer 3500 – 4787 (M1 – M3) im Labor anfallen.
Die Datenermittlung unterscheidet drei Bereiche: Leistungen, Kosten und Erlöse
Leistungen :
Die Leistungszählung erfolgt nach GoÄ 96 Ziffer 3500 – 4787 (M1 – M3)
Für periodische Vergleiche innerhalb der eigenen Einrichtung können zusätzliche Leistungen und Bewertungen definiert werden. Dies kann insbesondere bei der Kalkulation neuer Organisationsstrukturen oder neuer Geräte sinnvoll sein.
Für einrichtungsübergreifende Vergleiche ist der folgende Katalog zu beachten:
Da je nach Größe und Ausrichtung des Labors mehr oder weniger Leistungen in Eigenregie erbracht werden, muss dies bei den Leistungen und Kosten berücksichtigt werden.
Für die laborinternen Kennzahlen
Leistungszahl = abrechenbares Patientenergebnis
Punktezahl (Leistungszahl * Punkte lt. GoÄ 96)
Je nach Kennzahl ist eine Unterscheidung in Leistungen für stationäre Fälle und ambulante Patienten (siehe Definition:Fälle) notwendig.
Die Ziffern des Praxislabors M1 3500 bis 3532 finden nur Verwendung, wenn keine entsprechende Ziffer im M2 oder M 3-Bereich vorhanden ist.
Gezählt werden nur abrechenbare Ergebnisse.
Kontrollen, Kalibrationen und Wiederholungsmessungen werden nicht gezählt.
Sie können laborintern erfasst werden, um einzelne Arbeitsplätze zu bewerten.
Leistungen, die nicht durch die GoÄ 96 erfasst werden (Versand von Probenmaterial, telefonische Auskünfte, Notfall etc.) werden nicht gezählt.
Die Möglichkeit der laborinternen Erfassung dieser Leistungen und deren Verwendung als Steuerungsinstrument ist davon unbenommen.
Laborfremde Leistungen(EKG, Röntgen etc.) die vom Laborpersonal erbracht werden, können nach der GoÄ erfasst und bei der Personalzuordnung anteilmäßig abgezogen werden.
Laborleistungen, die nicht vom Laborpersonal erbracht werden (z.B. Blutgase, BKS oder Blutzucker auf Station) dürfen nicht in die Leistungserfassung des Labors eingehen.
Die Höchstmengenbezeichnungen am Ende der GOÄ-Ziffern haben keine Bedeutung für die statistische Erfassung.
Die GoÄ96 listet nicht alle relevanten Untersuchungen auf.
Es müssen Analognummern gefunden werden, die in der Art und im Aufwand der Untersuchung angepasst sind.
Vorrangig werden von der Bundesärztekammer fortgeschriebene Analogziffern verwendet.
Wenn GOÄ-Ziffern vorläufig analog vergeben werden, kann es durch Fortschreibungen der Bundesärztekammer zu Änderungen kommen.
Da die GoÄ-Liste nicht in allen Punkten für eine einfache statistische Zählung geeignet ist werden Ausnahmen definiert oder zusätzliche Hinweise gegeben:
Das Blutbild wird folgendermaßen gezählt:
3550 kleines Blutbild ggf. mit Vordifferenzierung
3551 maschinelles Volldiff zusätzlich zu 3550
3680 Differenzialblutbild am Mikroskop zusätzlich zu 3550
Eine Zählung einzelner Zellarten ist nur zulässig, wenn Erythrozyten (3504) Leukozyten (3505) oder Thrombozyten (3552) in der Zählkammer gezählt werden.
Tagesprofilzucker werden über die GoÄ-Ziffer 3560 einzeln erfasst.
Im Labor gebräuchliche Profile, die in der GoÄ 96 nicht vorgesehen sind, (z.B. Blutzuckertagesprofil) müssen als Einzeluntersuchung gezählt und bewertet werden.
Für die Laborexternen Kennzahlen
Laborleistungen, die auf Station erbracht werden (POCT)
Laborleistungen, die in Fremdinstituten erbracht werden
KOSTEN:
Es werden alle Kosten erfasst, die für die Untersuchung nach GoÄ 96 Ziffer 3500 – 4787 (M1 – M3) im Labor oder ‚extern’ anfallen.
Kosten die durch Leistungen entstehen, die nicht in dem o.g. Katalog aufgeführt sind, werden abgezogen (z.B. Blutzucker holen, EKG- durchführen, Vorbereiten der Fremdanalytik etc.).
Kosten die für o.g. Leistungen entstehen, die nicht im Labor durchgeführt werden, (z.B. Blutgase oder Blutzucker auf Station) werden getrennt erfasst.
Kosten für Leistungen in Fremdinstituten werden getrennt erfasst.
Für interne periodische Vergleiche können zusätzliche Kosten separat ausgewiesen und verglichen werden.
Zurechenbar sind Kosten für:
Primärkosten:
Personal: Gehälter; Beihilfen; Fortbildung; Sonstige Personalkosten
Material: Reagenzien (Laborbedarf); Verbrauchsmaterial (z.B.Verband- Heil- und Hilfsmittel, Infusionen u. Arzneimittel, Desinfektionsmittel); Bürobedarf; Anforderungsbeleg; Sonstiger Bedar
Geräte: Gerätewartung
(Instandhaltung medizinischer Apparate und Geräte); Reparaturen
(medizinischer Geräte);
Leasingverträge
(über Geräte, Reagenzien oder Preis pro Ergebnis); Geräteanschaffung
( umlegen auf die geplante Laufzeit; Afa )
Sonstige Kosten
Nicht zurechenbar sind Kosten für:
Blut- und Blutersatzstoffe: Das Labor ist nur Mittler zwischen Station und Blutbank und hat nur begrenzten Einfluss auf die Kosten. Verfallene Konserven, soweit nicht eindeutig zuzuordnen, sollten auf eine allgemeine Kostenstelle gebucht werden
Blutabnahmesysteme : Eine Unterscheidung der einzelnen Artikel und dessen letztendliche Verwendungen ist nur schwer nachzuhalten (besser unter Stationsbedarf).
Begriffsdefinitionen :
Personalkosten: Bruttopersonalkosten
Ohne Aufwendungen für Bereitschaftsdienste (PKoB)
einschließlich Aufwendungen für Bereitschaftsdienste, Überstunden und Sonderzuwendungen (PKmB)
Sachkosten : Materialkosten und Gerätekosten
Laborkosten : (Personalkosten + Sachkosten + Sonstige Kosten) – Erlöse
Erlöse:
Es werden alle Erlöse erfasst, die für die Untersuchung nach GoÄ 96 Ziffer 3500 – 4787 (M1 – M3) vom Labor außerhalb des stationären Betriebes erzielt werden.
Wenn Laborleistungen für Dritte (andere Kliniken, werksärztlicher Dienst etc.) erbracht und die Erlöse per Rechnung ausgewiesen werden, können diese Beträge direkt übernommen werden.
Erlöse aus Leistungen für kassenärztliche oder private Ambulanzen sind oft nicht genau zu ermitteln. Zum einen zählt hier der EBM, der GoÄ oder der DKGNT-Katalog und zum anderen wird der Punktpreis bei kassenärztlichen Abrechnungen erst im nachhinein ermittelt .
Deshalb sollten alle Erlöse für Ambulanzen, Tageskliniken, Ambulantes Operieren etc. deren genauer Betrag nicht oder nur mit großem Aufwand zu ermitteln sind, nach folgender Formel berechnet werden:
Erlös = (Durchschnittlicher Sachkostenanteil der Ambulanzen in % x Punkte für ambulante Leistungen GoÄ96) * 0,114 DM)/100
Laborkosten:
Personalkosten + Materialkosten - Erlöse
Für die Ermittlung von externen Kennzahlen sind zusätzliche Daten aus dem Krankenhaus notwendig:
Bettenzahl:
Die über einen Jahreszeitraum mittlere Bettenzahl nach dem Krankenhausbedarfsplan
Fallzahl:
Die stationäre Fallzahl ohne interne Verlegungen
Die stationäre Fallzahl einschließlich interner Verlegungen
Die ambulanten Fälle
Ambulante Patienten
Prä- und poststationäre Patienten
Tageskliniken
Ambulantes Operieren
Teilstationäre Dialysen
Ambulante Geburten
Da die ambulanten Fälle in der Regel nur schwer zu erfassen sind, werden zur Ermittlung von Kennzahlen die Leistungen in stationäre und ambulante Leistungen unterschieden.
Pflegetage:
Die Zahl der Belegungs- und Berechnungstage (auch als Aufenthaltstage oder Bettentage bezeichnet)
CMI:
Case Mix Index (Zahl zur Darstellung der Fallschwere). Die Fallzahl multipliziert mit dem CMI ergibt die Erlöse nach dem DRG-System.
Kennzahlen:
Die Vergleichbarkeit der Kennzahlen kann bei Einhaltung des oben genannten Katalogs erhöht werden.
Dabei sind interne und externe Kennzahlen zu unterscheiden.
Definition:
Interne Kennzahlen geben eine Auskunft über die laborinterne Leistungs-, Kosten- oder Erlössituation.
Externe Kennzahlen geben eine Auskunft über die Leistungs- oder Kostensituation des Krankenhauses bezogen auf Laboruntersuchungen.
Die nachfolgende Tabelle (Tabelle 1.1.) beschreibt noch einmal die Datenermittlung und die Berechnung der Kennzahlen.
Tabelle 1.1.
Bezeichnung |
Berechnung |
Art |
PKmB |
Bruttopersonalkosten inklusive Bereitschaftsdienstzuschläge und Überstunden |
Direkte Daten |
PKoB |
Bruttopersonalkosten ohne Bereitschaftsdienstzuschlägen und Überstunden |
Direkte Daten |
Sachkosten |
Materialkosten + Gerätekosten |
Direkte Daten |
Laborkosten |
PKmB + Sachkosten+ Sonstige Kosten – Erlöse |
Direkte Daten |
Leistungen |
Anzahl der abrechenbaren Analysen ohne Kalibrationen, Kontrollen und Wiederholungsanalysen |
Direkte Daten |
Stationäre Leistungen |
Leistungen für stationäre Patienten |
Direkte Daten |
Ambulante Leistungen |
Leistungen für alle nichtstationären Patienten |
Direkte Daten |
Punktzahl |
Leistungen x Punktwert (lt.GoÄ96) |
Direkte Daten |
Laborgesamtkosten |
Primärkosten + Sekundärkosten |
Direkte Daten |
Netto-VK |
Personalstellen entsprechend ihrem Arbeitsvertrag summiert |
Direkte Daten |
Brutto-VK |
(Netto-VK x PKmB)/PKoB |
Hilfskennzahl |
Bettenzahl |
Mittlere Bettenzahl über einen Zeitraum laut Krankenhausbedarfsplan |
Direkte Daten |
Fallzahl |
Fallzahl ohne interne Verlegungen |
Direkte Daten |
CMI |
Case Mix Index |
Direkte Daten |
Pflegetage |
= Aufenthalts- oder Bettentage |
Direkte Daten |
Leistungen /VK |
Leistungszahl / Brutto-VK |
Interne Kennzahl |
Punkte / VK |
(Punktzahl x Punktwert)/Brutto-VK |
Interne Kennzahl |
Kosten/Leistung |
Primärkosten/Leistungszahl |
Interne Kennzahl |
Personalkosten/Leistung |
PKmB/Leistungszahl |
Interne Kennzahl |
Sachkosten/Leistung |
Sachkosten/Leistungszahl |
Interne Kennzahl |
Kosten/Punkt |
Primärkosten/Punktzahl |
Interne Kennzahl |
Personalkosten/Punkt |
PKmB/Punktzahl |
Interne Kennzahl |
Sachkosten/Punkt |
Sachkosten/Punktzahl |
Interne Kennzahl |
Materialkosten/Punkt |
Kosten für med. Bedarf/Punkzahl |
Interne Kennzahl |
Fallzahl*CMI |
Effektivgewicht |
Externe Kenzahl |
Leistungen/Pflegetag |
Stationäre Leistungen/Bettentag |
Externe Kennzahl |
Punkte/Pflegetag |
Punktzahl für stat.Leistungen/Bettentag |
Externe Kennzahl |
Laborkosten/Pflegetag |
Primärkosten+ Kosten für externe Laborleistungen/Pflegetag |
Externe Kennzahl |
Leistungen/(Fall*CMI) |
Stationäre Leistungen / Fallzahl ohne Verlegungen*Fallschwere |
Externe Kennzahl |
Punkte/(Fall*CMI) |
Punktzahl für stat.Leistungen/Fallzahl ohne Verlegungen*Fallschwere |
Externe Kennzahl |
Laborkosten/(Fall*CMI) |
Primärkosten + Kosten externe Laborleistungen)/Fallzahl ohne Verlegungen*Fallschwere |
Externe Kennzahl |
Laborkosten/Krankenhaus In % |
(Primärkosten Labor + Kosten für externe Laborleistungen) / (Krankenhausbudget /100) |
Externe Kennzahl |
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Diskussion:
Mit dem bisher vorgestellten Modell werden nicht alle Probleme der Kennzahlermittlung gelöst. Über das Modell kann und soll im Internet unter www.krankenhauslabor.de noch diskutiert werden. Insbesondere gilt dies für die folgenden Punkte:
Keine Einbeziehung der Sekundärkosten
Umlagekosten sind durch die Abteilung nicht zu beeinflussen.
Das Umlageverfahren ist sehr unterschiedlich.
Bei der Ausgliederung eines Labors gibt es keine lineare Einsparung der ausgewiesenenen Umlagekosten.
Keine Einbeziehung der Kosten für POCT (Laboruntersuchungen die nicht im Labor, sondern im stationären oder ambulanten Bereich vorgenommen werden).
Leistungen und Kosten für diese Untersuchungen sind kaum zu erfassen und bleiben bei Laborvergleichen unberücksichtigt.
Für interne Einzelanalysen mit entsprechender Fragestellung kann die Erfassung sinnvoll und die Auswertung wichtig sein.
Laboruntersuchungen im nuklearmedizinischen Labor :
Die Leistungen, die Kosten und Erlöse eines nuklearmedizinischen Labors können eigenständig erfasst werden, und als Gesamtsumme den Laborkosten eines Krankenhauses zugeordnet werden.
Eine gemeinsame Betrachtung mit einem anderen Labor des gleichen Hauses durch die Zusammenfassung der Zahlen ist möglich
Die Einzelbetrachtung ist nur im internen periodischen Verlauf sinnvoll.
Laborvergleiche sind nur mit anderen nuklearmedizinischen Labors sinnvoll.
Laboruntersuchungen für andere Kliniken oder Einrichtungen :
Die Aufwendungen für Untersuchungen für andere Kliniken oder Einrichtungen werden über die Erlöse kompensiert.
Bei der Kennzahlermittlung sind diese Leistungen unterschiedlich zu behandeln (Interne oder externe Kennzahlen)